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http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,druck-344899,00.htmlVon Holger Dambeck
Die Fußball-WM 2006 soll den Durchbruch für das hochauflösende Fernsehen bringen - doch viele HDTV-Geräte sind dafür noch gar nicht gerüstet.
Der Präsident von Sharp Deutschland hat eine eigene Theorie über Fernsehrevolutionen. Die Fußball-Weltmeisterschaft von 1954 habe dem Schwarz-Weiß-TV zum Durchbruch verholfen, sagt Frank Bolten, das Turnier von 1974 dem Farbfernsehen: "Und die WM 2006 wird zum Turbomotor für HDTV."
High Definition TV, hochauflösendes Fernsehen, soll die Zuschauer mit ungeahnt scharfen TV-Bildern begeistern. Wer 2006 auch immer das deutsche Tor hütet - die Zuschauer sollen jede Schweißperle erkennen können, als stünden sie direkt neben dem Keeper.
Heutiges Fernsehen (und auch Video-DVDs) begnügen sich mit einer horizontalen Auflösung von rund 720 Punkten auf 576 Zeilen. Rund fünfmal mehr Bildpunkte bringt dagegen HDTV - und dies im 16:9-Breitbildformat. Weil die Fernsehdaten bei HDTV zudem komplett digital übertragen und verarbeitet werden, entstehen vollkommen flimmerfreie, kristallklare Bilder, wie man sie sonst nur noch aus dem Kino kennt.
Das schärfste Fernsehen, das die Welt je gesehen hat, erfordert jedoch eine völlig neue Technik: Um HDTV zum Durchbruch zu verhelfen, müssen sich Millionen Zuschauer neue Fernseher anschaffen - paradiesische Zeiten für die Gerätehersteller.
Speziell die großformatigen Plasmafernseher sind schon jetzt dabei, den Massenmarkt zu erobern - dabei gibt es, abgesehen von dem belgischen TV-Kanal "HD1" (vormals "Euro1080"), in Europa noch gar keine HDTV-Programme.
Was in den Werbebroschüren gern verschwiegen wird: Bei den schicken, oft einen Meter breiten Markengeräten ist es mit der Größe allein nicht getan. In der Einsteigerklasse verkaufen Sony, Thomson, JVC & Co. häufig Plasmaschirme, die gerade mal 480 Bildzeilen darstellen können - ein Fünftel weniger, als es jeder normale Fernseher mit klassischer Röhrentechnik schafft. Auch teurere Plasmageräte, die großspurig als HD-kompatibel angepriesen werden, sind oft nur eine Mogelpackung: Das schärfere HDTV-Bild wird von vielen dieser Geräte einfach auf die geringere interne Auflösung heruntergerechnet.
Doch selbst wenn der Fernseher die HDTV-Standardauflösungen unterstützt, kann es Probleme geben. Die TV-Geräte sollten nämlich auch mit dem neuen Kopierschutz HDCP klarkommen - sonst bleibt die schicke Mattscheibe oft schwarz. HDCP bedeutet, dass die Fernsehbilder nur in verschlüsselter Form von der digitalen Empfangsbox in den Plasmafernseher gelangen - entschlüsselt wird erst in dem TV-Gerät. So will die Filmindustrie das Kopieren von Filmen verhindern.
HDTV-Programme wären ohne Kopierschutz möglich - die Sender jedoch wollen Ärger mit der Filmindustrie vermeiden.
Hochauflösende Fernsehprogramme können prinzipiell auch ohne den Kopierschutz ausgestrahlt werden, doch damit ist kaum zu rechnen - die Sender wollen es sich nicht mit der Filmindustrie verderben. Der deutsche Pay-TV-Sender Premiere beispielsweise will im November drei deutsche HDTV-Kanäle für Filme, Sport und Dokumentationen starten. Die Auflösung steht noch nicht fest - doch HDCP wird in jedem Fall zum Einsatz kommen. "Wir haben die Auflage der Filmrechte-Inhaber, nur mit Kopierschutz auszustrahlen", sagt Premiere-Sprecher Michael Jachan.
Immerhin haben die Gerätehersteller inzwischen begriffen, dass irreführende Labels wie "HDTV-kompatibel" oder "HDTV- tauglich" für Ärger bei den Kunden sorgen könnten. Anfang des Jahres hob die Branche deshalb eilig ein neues Gütesiegel aus der Taufe: "HD ready". Es darf nur an Geräte vergeben werden, die den Kopierschutz HDCP und die minimale HDTV-Auflösung von 1280 mal 720 unterstützen. Wer also ein zukunftssicheres Gerät kaufen will, sollte auf das Logo "HD ready" achten.
In den Elektronik-Discountern stapeln sich derweil die Kartons mit älteren Plasma- und LCD-Schirmen, die vom Fernsehen der Zukunft ausgeschlossen sind. "Wer sich ein solches älteres Gerät anschafft", fürchtet Premiere-Sprecher Jachan, "guckt in einem dreiviertel Jahr in die Röhre. Dann würde ich bei dem Display-Hersteller anrufen und fragen: Was habt ihr mir denn da verkauft?"
Ein schneller Siegeszug des Superfernsehens ist in Europa ohnehin nicht zu erwarten. In den USA und Japan ist HDTV zwar längst Realität (auch wenn vorerst nur ein paar Dutzend Kanäle in hoher Auflösung senden). Zum Erfolg beigetragen hat dabei aber auch die - verglichen mit dem europäischen TV-Standard PAL - mäßige Qualität des konventionellen US-Fernsehstandards NTSC (Branchenspott: "Never The Same Color").
"Wir gehen davon aus, dass HDTV das Fernsehen revolutionieren wird", gibt sich Premiere-Sprecher Jachan dennoch zuversichtlich. "Premiere hat Erfahrung darin, Vorreiterrollen einzunehmen."
Sein Unternehmen hat jedoch auch schon die bittere Erfahrung machen müssen, dass sich Revolutionen zuweilen sehr in die Länge ziehen. Vom Start des deutschen Pay-TV-Pioniers bis zum Erreichen schwarzer Zahlen im operativen Geschäft dauerte es 14 Jahre.
Die Fußball-WM 2006 soll den Durchbruch für das hochauflösende Fernsehen bringen - doch viele HDTV-Geräte sind dafür noch gar nicht gerüstet.
Der Präsident von Sharp Deutschland hat eine eigene Theorie über Fernsehrevolutionen. Die Fußball-Weltmeisterschaft von 1954 habe dem Schwarz-Weiß-TV zum Durchbruch verholfen, sagt Frank Bolten, das Turnier von 1974 dem Farbfernsehen: "Und die WM 2006 wird zum Turbomotor für HDTV."
High Definition TV, hochauflösendes Fernsehen, soll die Zuschauer mit ungeahnt scharfen TV-Bildern begeistern. Wer 2006 auch immer das deutsche Tor hütet - die Zuschauer sollen jede Schweißperle erkennen können, als stünden sie direkt neben dem Keeper.
Heutiges Fernsehen (und auch Video-DVDs) begnügen sich mit einer horizontalen Auflösung von rund 720 Punkten auf 576 Zeilen. Rund fünfmal mehr Bildpunkte bringt dagegen HDTV - und dies im 16:9-Breitbildformat. Weil die Fernsehdaten bei HDTV zudem komplett digital übertragen und verarbeitet werden, entstehen vollkommen flimmerfreie, kristallklare Bilder, wie man sie sonst nur noch aus dem Kino kennt.
Das schärfste Fernsehen, das die Welt je gesehen hat, erfordert jedoch eine völlig neue Technik: Um HDTV zum Durchbruch zu verhelfen, müssen sich Millionen Zuschauer neue Fernseher anschaffen - paradiesische Zeiten für die Gerätehersteller.
Speziell die großformatigen Plasmafernseher sind schon jetzt dabei, den Massenmarkt zu erobern - dabei gibt es, abgesehen von dem belgischen TV-Kanal "HD1" (vormals "Euro1080"), in Europa noch gar keine HDTV-Programme.
Was in den Werbebroschüren gern verschwiegen wird: Bei den schicken, oft einen Meter breiten Markengeräten ist es mit der Größe allein nicht getan. In der Einsteigerklasse verkaufen Sony, Thomson, JVC & Co. häufig Plasmaschirme, die gerade mal 480 Bildzeilen darstellen können - ein Fünftel weniger, als es jeder normale Fernseher mit klassischer Röhrentechnik schafft. Auch teurere Plasmageräte, die großspurig als HD-kompatibel angepriesen werden, sind oft nur eine Mogelpackung: Das schärfere HDTV-Bild wird von vielen dieser Geräte einfach auf die geringere interne Auflösung heruntergerechnet.
Doch selbst wenn der Fernseher die HDTV-Standardauflösungen unterstützt, kann es Probleme geben. Die TV-Geräte sollten nämlich auch mit dem neuen Kopierschutz HDCP klarkommen - sonst bleibt die schicke Mattscheibe oft schwarz. HDCP bedeutet, dass die Fernsehbilder nur in verschlüsselter Form von der digitalen Empfangsbox in den Plasmafernseher gelangen - entschlüsselt wird erst in dem TV-Gerät. So will die Filmindustrie das Kopieren von Filmen verhindern.
HDTV-Programme wären ohne Kopierschutz möglich - die Sender jedoch wollen Ärger mit der Filmindustrie vermeiden.
Hochauflösende Fernsehprogramme können prinzipiell auch ohne den Kopierschutz ausgestrahlt werden, doch damit ist kaum zu rechnen - die Sender wollen es sich nicht mit der Filmindustrie verderben. Der deutsche Pay-TV-Sender Premiere beispielsweise will im November drei deutsche HDTV-Kanäle für Filme, Sport und Dokumentationen starten. Die Auflösung steht noch nicht fest - doch HDCP wird in jedem Fall zum Einsatz kommen. "Wir haben die Auflage der Filmrechte-Inhaber, nur mit Kopierschutz auszustrahlen", sagt Premiere-Sprecher Michael Jachan.
Immerhin haben die Gerätehersteller inzwischen begriffen, dass irreführende Labels wie "HDTV-kompatibel" oder "HDTV- tauglich" für Ärger bei den Kunden sorgen könnten. Anfang des Jahres hob die Branche deshalb eilig ein neues Gütesiegel aus der Taufe: "HD ready". Es darf nur an Geräte vergeben werden, die den Kopierschutz HDCP und die minimale HDTV-Auflösung von 1280 mal 720 unterstützen. Wer also ein zukunftssicheres Gerät kaufen will, sollte auf das Logo "HD ready" achten.
In den Elektronik-Discountern stapeln sich derweil die Kartons mit älteren Plasma- und LCD-Schirmen, die vom Fernsehen der Zukunft ausgeschlossen sind. "Wer sich ein solches älteres Gerät anschafft", fürchtet Premiere-Sprecher Jachan, "guckt in einem dreiviertel Jahr in die Röhre. Dann würde ich bei dem Display-Hersteller anrufen und fragen: Was habt ihr mir denn da verkauft?"
Ein schneller Siegeszug des Superfernsehens ist in Europa ohnehin nicht zu erwarten. In den USA und Japan ist HDTV zwar längst Realität (auch wenn vorerst nur ein paar Dutzend Kanäle in hoher Auflösung senden). Zum Erfolg beigetragen hat dabei aber auch die - verglichen mit dem europäischen TV-Standard PAL - mäßige Qualität des konventionellen US-Fernsehstandards NTSC (Branchenspott: "Never The Same Color").
"Wir gehen davon aus, dass HDTV das Fernsehen revolutionieren wird", gibt sich Premiere-Sprecher Jachan dennoch zuversichtlich. "Premiere hat Erfahrung darin, Vorreiterrollen einzunehmen."
Sein Unternehmen hat jedoch auch schon die bittere Erfahrung machen müssen, dass sich Revolutionen zuweilen sehr in die Länge ziehen. Vom Start des deutschen Pay-TV-Pioniers bis zum Erreichen schwarzer Zahlen im operativen Geschäft dauerte es 14 Jahre.